Vor einigen Tagen wurde in unserer Gemeinde ein Flugblatt der Denker & Wulf AG verteilt. Gerne hätten wir dem Blatt inhaltliche Informationen entnommen, die sich mit der Windkraft auseinander setzen. Aber es wird uns lediglich eine Welt erklärt, die sich in zwei Kategorien aufgeteilt: Es gibt die Guten und die Bösen. Die Rollen sind nach Ansicht von Denker & Wulf klar verteilt, und die Einwohnerinnen und Einwohner haben am 31. August die Möglichkeit, zwischen Licht oder Schatten zu wählen. Eine einfache Welt, wie wir sie aus vielen Hollywood-Produktionen kennen. Eine derart simpel gestrickte Rollenverteilung braucht eine Schuldfrage, die einfach beantwortet werden kann (Details stören hierbei nur).
Um es kurz zu machen: Wir sind schuld, dass in der Frage der Windeignungsfläche nicht ausschließlich die Interessen des Investoren im Mittelpunkt stehen. Wir tragen eine Mitschuld, dass eine öffentliche Diskussion über die Ausgestaltung des Bauungsplanes für diesen Windpark angestoßen wurde. Wir tragen zudem eine Mitschuld, dass am Sonntag neben den Planungen des Investoren mit 150 m hohen Anlagen eine weitere Variante mit 100 m hohen Anlagen zur Abstimmung steht.
Die Denker & Wulf AG spricht in dem Flugblatt auf der einen Seite zwar davon, dass sie eine „attraktive“ Bürgerbeteiligung anbieten möchte, auf der anderen Seite werden die Bürgerinnen und Bürger, die sich mit für ihn unbequemen Ansichten in die Debatte einbringen, gleichsam als „Brunnenvergifter“ bezeichnet. Die bestehenden Ängste und Sorgen vieler Einwohnerinnen und Einwohner Schmalensees werden von der Denker & Wulf AG in dem Flugblatt als Vorurteile weggewischt.
Wir unterstützen in dem Bürgerentscheid am 31. August 2014 das Anliegen der Bürgerinitiative, weil wir der Auffassung sind, dass die Welt nicht so simpel ist, wie die Denker & Wulf AG sie malt. Es gibt nicht nur die Interessen des Investoren.
Als Gemeindevertreter müssen wir vorrangig die Interessen der Einwohnerinnen und Einwohner berücksichtigen, die uns durch die Wahl ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, einfach eine Investorenplanung ungeprüft abzunicken.
Wir sprechen uns für eine 100 m-Begrenzung und größere Abstandsflächen zur Wohnbebauung aus, damit wir überhaupt die Zeit und den Raum erhalten, die Ängste und Sorgen der Einwohnerinnen und Einwohner anzuhören, zu diskutieren und zu beurteilen.
Abschließend möchten wir unseren ehemaligen Bundespräsidenten Richard v. Weizsäcker bemühen: „Demokratie lebt vom Streit, von der Diskussion um den richtigen Weg. Deshalb gehört zu ihr der Respekt vor der Meinung des anderen.“